Die tierschutzgerechte Fütterung und Versorgung von Geflügel ist ein zentraler Bestandteil einer verantwortungsvollen Haltung. Sie umfasst nicht nur die Bereitstellung von ausreichendem und geeignetem Futter, sondern auch eine kontinuierliche Versorgung mit frischem Wasser, die Berücksichtigung des natürlichen Fressverhaltens sowie eine tierartgerechte Pflege und Gesundheitsüberwachung. Ziel ist es, das Wohlbefinden, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere dauerhaft sicherzustellen.
Grundsätze der Fütterung
Ausreichend und artgerecht
- Die Tiere müssen jederzeit Zugang zu Futter haben - in ausreichender Menge und Qualität, damit kein Hunger oder Nährstoffmangel entsteht.
- Das Futter muss der jeweiligen Tierart, dem Alter, der Nutzung (z. B. Legehennen, Masttiere) sowie dem Gesundheitszustand angepasst sein.
- Hühner etwa benötigen eiweißreiches Futter (z. B. mit Soja, Körnern, Insektenprotein) für das Wachstum und die Eiproduktion.
Nährstoffbedarf
Energie, Eiweiß, Vitamine (A, D, E, B-Komplex), Mineralstoffe (Kalzium, Phosphor, Natrium) und Spurenelemente (z. B. Zink, Selen) müssen in einem ausgewogenen Verhältnis im Futter enthalten sein.
Kalzium ist besonders für Legehennen wichtig zur Bildung stabiler Eierschalen (oft über Muschelschalen oder Kalk zugeführt).
Futterarten
- Körnerfutter: Mais, Weizen, Gerste, Hafer (ganz oder geschrotet)
- Legemehl / Legemischung: für Legehennen mit höherem Eiweiß- und Kalziumgehalt
- Grünfutter: Gras, Klee, Löwenzahn, Gemüsereste (ungewürzt)
- Ergänzungsfutter: z. B. Muschelschalen, Grit (zur Verdauung) oder Insektenlarven

Tränkewasser - ständige Versorgung ist Pflicht
Frisches, sauberes Wasser muss ständig verfügbar sein. Wassermangel kann schnell zu Stress, Leistungsabfall, Verringerung der Legeleistung und sogar zu gesundheitlichen Schäden führen.
Die Tränken müssen täglich gereinigt und bei Bedarf nachgefüllt werden.
Im Winter ist darauf zu achten, dass das Wasser nicht gefriert - z. B. durch beheizbare Tränken.
Besonders an heißen Tagen sollte das Wasser häufiger erneuert werden, um Verkeimung und Überhitzung zu verhindern.

Natürliches Fressverhalten berücksichtigen
Hühner sind von Natur aus Scharmacher und verbringen viele Stunden täglich mit der Futtersuche. Deshalb sollte das Futter - zumindest teilweise - so angeboten werden, dass natürliches Verhalten möglich ist:
- Futter verstreuen im Auslauf oder im Stall
- Picksteine oder Pickblöcke zur Beschäftigung
- Grünfutter zum Aufhängen (z. B. ganzer Kohlkopf, frischer Mais)
Diese Maßnahmen fördern nicht nur das natürliche Verhalten, sondern beugen auch Langeweile und Verhaltensstörungen (z. B. Federpicken) vor.

Fütterungsrhythmus und -management
Regelmäßige Fütterung zu festen Zeiten sorgt für Struktur im Tagesablauf der Tiere.
In automatisierten Systemen (z. B. mit Futterautomaten) muss regelmäßig kontrolliert werden, ob Futter nachläuft und keine Verstopfungen entstehen.
Die Futteraufnahme sollte regelmäßig beobachtet werden. Plötzliche Futterverweigerung kann ein Anzeichen für Krankheit sein.

Hygiene bei Fütterung und Versorgung
- Futternäpfe und Tränken müssen regelmäßig gereinigt werden, um Schimmel, Algen und Krankheitserreger zu vermeiden
- Futter sollte trocken, kühl und schädlingssicher gelagert werden (geschlossene Behälter!)
- Schimmelpilze im Futter können für Geflügel lebensgefährlich sein - keine feuchten oder verdorbenen Futterreste verwenden!

Besondere Anforderungen bei Jungtieren, Legehennen und kranken Tieren
Küken und Jungtiere
Benötigen spezielles Kükenfutter mit hohem Eiweiß- und Vitamingehalt. Kleinere Körnung für leichteres Picken. Höhere Anforderungen an Hygiene und Fütterungshäufigkeit.
Legehennen
Brauchen besonders viel Eiweiß und Kalzium. Zusatz von Muschelschalen oder Kalkgrit ist unerlässlich. Reduktion von Kalzium kann zu Eierlegerückständen, schlechten Schalen oder Legenot führen.
Kranke oder geschwächte Tiere
Brauchen oft besonders leicht verdauliches Futter oder zusätzliche Vitamine / Elektrolyte. Gezielte Futtergabe (z. B. Brei, Flüssigfutter) kann notwendig sein.

Kontrolle und Dokumentation
Regelmäßige Gewichtskontrolle, Beobachtung des Fressverhaltens und Kontrolle der Eierproduktion liefern Hinweise auf Gesundheitszustand und Futterqualität.
In größeren Beständen: Futterverbrauch dokumentieren, um Rückschlüsse auf Effizienz und Tiergesundheit zu ziehen.

Rechtliche Grundlage
Die Anforderungen an die Fütterung und Versorgung sind in Deutschland insbesondere im Tierschutzgesetz (§ 2 TierSchG) und in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung geregelt:
- § 2 TierSchG: "Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss [...] das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen."
- Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (§ 3): "Die Tiere sind so zu füttern, dass sie ausreichend mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen versorgt werden."
